D-EKLU, Fieseler Storch Fi 156 C-3 / Trop

Der Fieseler Storch D-EKLU wurde 1943 hier in Kassel-Waldau, in den Fieseler Werken, produziert; er hatte die W.Nr. 110061 und das Stammkennzeichen DO+VT.

Interessant ist, dass es sich um die tropische Version Fi 156 C-3 / Trop (geplanter Einsatz beim Deutschen Afrikakorps (DAK) unter E. Rommel) handelt, die in die Nahaufklärung der 2.(H)/Aufklärungsgruppe14 integriert werden sollte. Anfang 1941 kamen die ersten Störche bei dem Deutschen Afrikakorps an und dienten primär als taktische Aufklärungseinheit, während sie gelegentlich auch andere Aufgaben ausführten. Vermutlich gab es nach dem Scheitern des Afrika-Feldzuges keine Verwendung mehr durch die Luftwaffe und der Fieseler Storch wurde im Juli 1943 nach Schweden, mit dem Kennzeichen D-EXWT, transferiert.

In Schweden blieb der Storch unter der Bezeichnung S 14 B (» für Spaningsflyg ») und mit dem Kennzeichen Fv3809 im Dienst. Er flog bis 1960 / 61; dann wurden alle Störche in Schweden ausgemustert und vor allem nach Deutschland oder Österreich verkauft.

So ging die W.Nr. 110061 im August 1960 an die technische Universität München, Institut für Leichtbau und Luftfahrttechnik und wurde als D-EKLU in die deutsche Luftfahrt-Rolle eingetragen (siehe auch: Wie_wir_zum_Storch_kamen.pdf ). Der Storch wurde 1961/62 bei der AKAFLIEG München (Studenten an der TU München) überholt und als Segelflug-Schleppmaschine eingesetzt; der Flugplatz war damals in Prien am Chiemsee. Dieser wurde 1964 aufgegeben, die AKAFLIEG ist dann nach Königsdorf bei Wolfratshausen/Bad Tölz umgezogen. Für die modernen GFK/KFK- Segelflugzeuge war der Storch für den Schlepp zu langsam und wurde deshalb verkauft. Nachfolgend einige Fotos vom Storch D-EKLU aus seiner Zeit in Prien am Chiemsee:

Danach war der Storch im Privateigentum. Unter anderem wurde D-EKLU in dieser Zeit für die Dreharbeiten des Films "Berlinger - Ein deutsches Abenteuer" als Lazarettflugzeug (Version "Rotes Kreuz") umlackiert (keine Originallackierung!).

1976 kaufte die Stadt Kassel, nach einer Spendenaktion Kasseler Bürger (siehe auch: spendenaufruf.jpg), den Storch, der mit wechselnder Nutzung und zuletzt in einer Halle auf dem Flugplatz der Bundeswehr in Fritzlar stehend, später dem Museum für Astronomie und Technikgeschichte übergeben wurde.

Einige Zeit hing die Fi 156 dann als Ausstellung im westlichen Teil des Kultur-Bahnhofs in Kassel, danach nahm sich der im Jahr 2005 neu gegründete Verein, "Fieseler Storch für Kassel e.V. ", der Maschine an. Konkreter "Anstoß" der Aktion war das Angebot der Stadt Kassel, den Storch möglicherweise als Leihgabe für die Ausstelllung eines Museums in Berlin zu übergeben. Ein Artikel hierüber in der lokalen Presse (HNA), die sehr interessante Historie des Flugzeuges, als auch die absolut letzte Chance, einen original Fieseler Storch FI156 für Kassel als seinen "Geburtsort" zu erhalten, war für einige flug- und technikbegeisterte Kasseler Bürger dann der Grund, den Verein zu gründen. Hierzu ist zu bemerken, dass gemäß Satzung des gemeinnützigen Vereins  bei desen Auflösung das Flugzeug als auch das weitere Eigentum der Stadt Ksasel (und somit deren Bürgern bzw. der Allgemeinheit) zufällt und zu erhalten ist. 

Nach Verhandlungen mit der Stadt Kassel erhielt der Verein, über einen Leihvertrag, die Genehmigung zur flugfähigen Restaurierung des Fieseler Storches D-EKLU (siehe hierzu auch: Fotoband "Restaurierung Fieseler Storch D-EKLU"). Später und nach lengen Verhandlungen wurde der Storch dem Verein mit der Auflage verkauft, diesen der Allgemeinheit in einem flugfähigen Zustand zu erhalten.

Nach einer letzten Ausstellung der Fi 156 im "alten Gewand" von 1978 (der Fieseler Storch war weiß, mit einem roten Kreuz auf Flächen und Leitwerk - diese Farbgebung war jedoch nur für Dreharbeiten für den Film "Berlinger - Ein deutsches Abenteuer" mit Hannelore Elsner und Martin Benrath 1974 aufgebracht worden und hatte mit Originalität nichts zu tun) auf dem Flughafenfest in Kassel-Calden Anfang 2006, erfolgte die Restaurierung in enger Zusammenarbeit und mit wissenschaftlicher Begleitung durch das bzw. mit dem Kasseler Museum für Astronomie und Technikgeschichte.

Eine erste Begutachtung durch den Verein ergab einen erheblich desolaten Zustand des Flugzeuges, wesentlich mehr als erwartet. Zeit, Korrosion, unsach-gemäße Lagerung und Transporte, sowie die Tauben im Bahnhof, hatten deutliche Spuren hinterlassen. Auch wurde vermutlich in den letzten 30 Jahren keine Wartung mehr durchgeführt.

Beim Motor war die Nockenwelle verrostet, die Tanks waren undicht, die Klebungen in den hölzernen Flügeln und in Teilen des Rumpfes treilweise defekt, alle Lager defekt, Bremsen/Hydraulik ohne Funktion, Kabelbäume und Elektrik desolat, etc., etc.; die endgültige Genehmigung für den Flugbetrieb war in 1981 abgelaufen.

Die zusätzliche Begutachtung durch einen vereidigten Luftfahrtsachverständigen ergab den Zustand "Nicht restaurierbar, Schrott", mit einem Wert von EUR 38T.

Trotzdem wurde danach entschieden, eine Restaurierung in kleinen und überschaubaren Schritten zu wagen. Parallel wurde Kontakt zu unterschiedlichen Fachunternehmen aufgenommen, um deren Expertise für eine mögliche Restaurierung und Kosten hierzu einzuholen. Im Ergebnis und mit etwas Risiko - der konkrete Zustand der Komponenten ergibt sich leider oft erst nach deren Zerlegung - wurden erste Aufträge vergeben.

Desolater Zustand der Komponenten im Rumpf und am Brandschott (Rumpf-Motor-Schott)

Fortgeschrittene Korrosion an Steuerkomponenten im Rumpf

Blick in dern Rumpf und in die Tragflächenanschlüsse - Hier wartet viel Arbeit
 

Ab 2006 hat der Verein, haben viele weitere Helfer und untengenannte luftfahrttechnische Unternehmen den Fieseler Storch komplett demontiert, die einzelnen Komponenten restauriert bzw. Teile nach alten Plänen neu gefertigt, später komplettiert und ausgiebigen Tests gemäß den gültigen Standards und Vorgaben aus der Luftfahrt unterworfen. Unser uns hierzu unterstützender Prüfer (mußte extra zum Erwerb der erweiterten Lizenzen zur Prüfung des Fieseler Storches mit dem Alter von 75 Jahren noch einmal die "Schulbank drücken") hat in vielen Stunden und mit viel Engagement (und ab und zu am Rande des Nervenzusammenbruchs) alle relevanten Dokumente und Prüfungen erarbeitet, dem Luftfahrtbundesamt LBA vorgestellt und von dort die notwendigen Genehmigungen erhalten.

Die Firma Motor-Bende in Königswinter - vertraut mit dem Argus Motor - (Chef Dirk Bende fliegt selbst einen restaurierten Fi-156) erhielt den Auftrag zur flugfähigen Restaurierung des Motors. Flügel und Rumpf gingen an eine Firma nach Bamberg mit langjähriger Erfahrung in vergleichbare Aufgabenstellungen.

Die Überarbeitung der Zelle wurde im Sommer 2010 abgeschlossen. Im folgenden Oktober wurden der Rumpf, Leitwerke und einzubauende Systeme/Komponenten zurück nach Kassel gebracht.

Anfang Februar 2011 stand dann der Fieseler Storch 156 C-3 / Trop, D-EKLU, wieder auf seinen "eigenen Beinen".

Die Tests des Motors wurden parallel erfolgreich abgeschlossen, so dass dieser nach seinem endgültigen Testlauf bei der Firma Bende, Mitte März 2011, installiert werden konnte. Hierbei handelt es sich um den original Argus-AS-10-Motor, (siehe auch: D-EKLU Motor)  der nur noch in einer sehr geringen Anzahl im Einsatz ist; weltweit dürften es wohl weniger als zehn Stück sein, wovon einige in den noch fliegenden deutschen Messerschmitt BF108 eingesetzt sind.

Nach umfangreichen Testflügen, nach Abnahmeflügen durch das LBA (Luftfahrtbundesamt) und nach der Lösung vieler kleiner und großer Probleme, wurde der Storch auf dem damaligen "alten" Verkehrslandeplatz Kassel-Calden, EDVK, im Juli 2011 zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt.

 

 
 
Die durchaus nicht übliche Zulassung des Storches als "Normalflugzeug" (kann weltweit ohne Einschränkungen betrieben werden) bedurfte Nachweise wie beim Bau eines Neuflugzeuges. Viele Fotos zur Restaurierung dokumentieren die Qualität als auch die Quantität der durchgeführten Arbeiten; die Originalität wurde über die wissenschaftliche Begleitung des Projektes gesichert (Dr. Gaulke, Museen Kassel).
 
D-EKLU bei einem der ersten Flüge auf dem "alten" Verkehrslandeplatz Calden EDVK
So weit kam es zum Glück noch nie, aber es war schon mal kurz davor
 
 

Oft werden und wurden wir nach den Kosten gefragt. Für die beauftragten Unternehmen, die Leistungen zur Restaurierung erbringen mussten die der Verein nicht erbringen konnte, war ein sehr hoher sechsstelliger Betrag notwendig. Addiert man nun noch die unentgeltlichen Leistungen der Mitglieder mit vielen Arbeitsstunden (mit Stand 2015 = ca. 3000), der vielen Unterstützer und der unterstützenden Unternehmen, so erhält man letztendlich einen Betrag, der auch uns etwas "erschreckt" hat. Auch die lfd. Instandhaltung bedingt ein hohes persönliches Engagement der Vereinsmitglieder und entsprechende finanzielle Mittel. Der geschätzte Wert des Flugzeuges gemäß Schätzung eines vereidigten Gutachters näherte sich in 2015 schon einer siebenstelligen Summe.

Da wir auch gefragt wurden, ob das Flugzeug nicht eher in ein Museum gehört, kurz hierzu Folgendes:

- unser erhebliches Engagement und das Engagement unserer Förderer und Unterstützter würde dadurch "ad absurdum" geführt

- der Wert des Flugzeuges beschreibt sich im Wesentlichen durch seine Flugtauglichkeit

- das Flugzeug kann seine speziellen Flugleistungen und sich als damaliges fliegendes "Technisches Meisterwerk" nur im Fluge darstellen

- ein Wertzuwachs/Werterhalt wird nur durch die Flugtauglichkeit garantiert

Zur Entwicklung des Projektes hat sich unsere Einschätzung bestätigt bzw. ist diese sogar übertroffen worden. Das doch enorme regionale und überregionale Interesse erfüllt uns mit Freude (und auch ein bisschen mit Stolz). Wir werden das Projekt mit Engagement weiterführen und erwarten (verstärkt durch unsere Halle), dass der Fieseler Storch, die anderen fliegenden Raritäten, geplante Events & Aktivitäten und die Präsentationen, einen Hauptanziehungspunkt auf dem Airport Kassel darstellen werden; hier sind wir uns sehr sicher!

Noch eine kurze Bemerkung, die uns notwendig erscheint: Hätten wir als Verein vorher (und nachher für den Bau der Halle) gewusst, was auf uns zukommt und was die Flugtauglichkeit dieses Flugzeuges an finanziellen Mitteln und an Engagement fordert, wir hätten vermutlich nie begonnen!

 
Ihr "Fieseler-Storch-für-Kassel" e.V.
Kurz noch einige Fotos resp. Computergrafiken von unserem Storch und dessen jeweiliger Lackierung (bitte jeweils anklicken):
 
 
 
 
 
 
 
/7/ https://de.m.wikipedia.org/wiki/Fieseler_Fi_156 - D-EKLU als "einmaliger" Storch
 
 
D-EKLU auf der "Internationalen Luftfahrt-Ausstellung" ILA in Berlin
 
Der Storch, vor dem Tower auf dem Regionalflughafen Kassel